"Michis Blut" - Marie und Karl als typische "Kroetz-Figuren"?

Aufgabe: Inwieweit handelt es sich bei Marie und Karl und typische „Kroetz-Figuren“?

In dem Stück „Michis Blut“ von Franz Xaver Kroetz handelt es sich bei den Hauptpersonen Marie und Karl um typische „Kroetz-Figuren“. Warum genau, soll im Folgenden schriftlich dargelegt werden.

In seinen Volksstücken sei Kroetz stets darum bemüht gewesen, eine realistische Darstellung des alltäglichen Lebens der kleinen Leute zu liefern.
Er sehe sich als Kämpfer für die Zukurzgekommenen, also der untersten sozialen Schichten, welche durch ihre Stellung ein Problem mit der Sprache aufwiesen.
Hierbei wandte Kroetz die gegenseitige Provokation, wie sie zwischen den beiden Hauptpersonen im gesamten Stück stattfindet (1. Szene „Dann tus doch.“ ; „Weilst blöd bist.“), bewusst an, um die Zuschauer eines Theaterstückes zum Nachdenken zu bewegen. Eine einfache Sprache soll dem Zuschauer zudem ermöglichen, sich „mitten im Geschehen“ zu befinden.

Marie und Karl scheinen als geeignetes Beispiel für Kroetz´s Anliegen. Sie stammen aus der Unterschicht, was besonders deutlich an ihrer vulgären Umgangssprache bzw. dem eigentümlichen Dialekt (Szene 1 „Geil bist, aber zambringen tust nix.“) sowie den elliptischen und oft grammatisch oder syntaktisch falschen Sätzen wird (Szene 1 „Dann kauf ich ihm dir.“).

Sie gehen asozial miteinander um, indem sie eine raue und beleidigende Kommunikation führen. Dieses asoziale Verhalten führt auch Kroetz auf das mangelnde Ausdrucksvermögen zurück, welches aus der untersten Position resultiere.
Das niedrige Sprachniveau verdeutlicht die Unfähigkeit zur Kommunikation sowie das fehlende Vermögen, anderen und sich selbst Auskunft über eine Situation zu geben. Beide reden aneinander vorbei. Ihr Dasein erscheint nicht als Miteinander, sondern Nebeneinander, da es sich eher auf körperlicher als auf geistiger Ebene abspielt (Ende Szene 1).
Sie können mangels Alternativen nicht voneinander lassen und sind vollkommen auf sich allein gestellt (Szene 5 „Wiederherstellung der Ordnung“). Zwar finden sie sich mit ihrer Lage ab (Szene 5 „Man kann sich an alles gewöhnen, heißts.“), sind aber ernüchtert und enttäuscht, leiden hierdurch unter einer akuten Sprachlosigkeit, was nach Franz Xaver Kroetz zu einer „Entfremdung und Verstümmelung der menschlichen Begegnung“ und schließlich zum  Stumpfsinns führe, da keine Gefühle mehr geäußert werden könnten.
Jener besagte Stumpfsinn äußert sich in diesem Theaterstück beispielsweise an den oft leeren und unpassenden Aussagen Karls, welcher eine Reihe von „Binsenweisheiten“ anbringt (Szene 4 „In der Nacht sind alle Katzn grau.“).
Diese sind wohl das letzte, was der unteren Schicht durch ihre aussichtslose Situation noch bleibt und kritisieren deutlich das leere Handeln der übrigen Gesellschaft, welche ihnen keinen weiteren Privilegien oder Chancen einräumt, was auch der Autor bemängelte.

Das Stück endet schließlich mit der vollkommenen Sprachlosigkeit, da Marie stirbt, wodurch sich Kroetz' These der Verstummung der untersten sozialen Schicht zu bewahrheiten scheint.

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