Ein Monolog - Antwort Mephistopheles' (3216)

„Begreife nicht, was er an mir find't.“ (3216)

Antwort Mephistopheles' – ein Monolog

Für Mephistopheles steht fest, dass Gretchen für Faust nur ein Mittel zum Zweck ist, ein Geschöpf der Begierde. (S.86 (2653) „Hab´ Appetit auch ohne das.“)

 

Er ist von ihrem Äußeren geblendet („Beim Himmel, dieses Kind ist schön! So etwas hab´ ich nie gesehen!“), weiß jedoch noch gar nichts über ihr Gemüt und spricht schon von „haben wollen“. (S.86 (2667) „sie haben?“) Er trägt Mephistopheles auf, sie ihm zu beschaffen (S.85 (2618) „Hör, du musst mir die Dirne schaffen!“) und scheint sie weniger als einen Menschen, sondern eher als ein „Ding“ anzusehen, welches er sich einfach nehmen kann.

 

Auch erscheint die Bezeichnung „Geschöpfchen“ für Gretchen, welche Faust aufwirft, als ziemlich minderwertig. (S. 85 (2644) „So ein Geschöpfchen zu verführen.“) Ebenso die Bezeichnung „Engelsschatz“, er sieht sie als Besitztum an und ist fest davon überzeugt, dass dieser bzw. sie käuflich ist und er sie somit schnell auf seine Seite ziehen kann. (S.86 (2659) „Schaff´ mir etwas vom Engelsschatz!“) (S.86 (2673) „Sorg du mir für ein Geschenk für sie!“) Als das erste Geschenk hinweggerafft wurde, trägt er Mephisto sofort auf, ein neues zu besorgen. (S.92 (2854) „Schaff du ihr gleich ein neu Geschmeid´!“)

 

Schließlich gibt er auch selbst zu, dass er für den Zustand seines Gemüts keinen Namen finden kann, also auch nicht das Wort Liebe. (S.99 (3060) „Für das Gefühl, für das Gewühl, Nach Namen suche, keinen finde“) Ebenfalls, dass er zwischen Genuss und Begierde schwebt, welche sie bei ihm ausgelöst hat. (S.106 (3249) „So tauml´ ich von Begierde zu Genuß. Und im Genuß verschmacht´ ich nach Begierde.“)

 

Für ihn ist sie nur ein Weg aus der Eintönigkeit seines Daseins, also ein Mittel zum Zweck (S.107 (3279) "Mir dieser Wandel in der Öde schafft?")

 

Mephistopheles:

 

Ha, ich weiß es ganz genau...!

 

Verführen will er sie, die gute Frau!

 

Sie besitzen, sein Eigentum nennen.

 

Und sie meint ihn zu kennen...

 

Gab nur Acht auf die Schönheit ihrer Gestalt,

 

Sprach sie daraufhin frech an.

 

Jetzt ist sie vollkommen in seiner Gewalt.

 

Was für ein Mann!

 

- So vornehm, so edel, in schickem Gewande!

 

Denken kann sie viel,

 

Nur wirklich wissen, da versagt ihr Verstande.

 

Prompt sollt´ ich sie ihm beschaffen,

 

Triebzwang, was anderes kann es nicht sein,

 

Zuteil wird ihr Geringschätzung - dieses Gaffen!

 

Ein Geschöpfchen, das ist sie für ihn,

 

Nicht mehr, nicht minder.

 

Denkt sie etwa schon an Kinder?

 

Spielen, mein Kind, nur das will er,

 

Aber ist auch nicht mehr sein eig´ner Herr...

 

Manipuliert von mir, der Teufelsbrut,

 

den Zaubertrank in seinem Blut.

 

Gepackt von der Eroberungslust,

 

Ein Mittel zu finden,

 

Gegen Einöd´ und Frust.

 

Fasziniert, das ist er nicht von ihr,

 

Sondern dieser ach so unbekannten Gier.

 

Er schwärmt von ihr von früh bis spät,

 

Ist geradezu lückenlos erregt.

 

Schon ohne Worte ihrerseits war klar,

 

Dass er sie haben will – und siehe da! --

 

Das nennt ihr wahre Liebe?

 

Ihr Diebe!

 

Raubt dem Wort all die Bedeutung!

 

Nichts als unbändiges Begehren,

 

nichts als leeres Verehren.

 

Und doch... ich bin zufrieden.

 

Er nahm meinen Dienst entgegen,

 

Führt nun ein bess´res Leben.

 

- Konnt´ tilgen sein Erstreben.

 

 

 

Kommentar:

 

Gretchen = Mittel, Begierde, Schatz, Besitztum, Preis, Geschöpfchen (minderwertig), wird nicht als Mensch angesehen, eher als „Ding“

 

 

 

  • S. 84 (2609) „Beim Himmel, dieses Kind ist schön! So etwas hab´ ich nie gesehen!“ -> auf´s Äußere reduziert

 

  • S.85 (2618) „Hör, du musst mir die Dirne schaffen!“

 

  • S. 85 (2644) „So ein Geschöpfchen zu verführen.“

 

  • S.86 (2653) „Hab´ Appetit auch ohne das.“

 

  • S.86 (2659) „Schaff´ mir etwas vom Engelsschatz!“

 

  • S.86 (2667) „sie haben?“

 

  • S.86 (2673) „Sorg du mir für ein Geschenk für sie!“ -> käuflich

 

  • S.92 (2854) „Schaff du ihr gleich ein neu Geschmeid´!“

 

  • S.99 (3060) „Für das Gefühl, für das Gewühl, Nach Namen suche, keinen finde“

 

  • S.106 (3249) „So tauml´ ich von Begierde zu Genuß. Und im Genuß verschmacht´ ich nach Begierde.“

 

  • S.107 (3279) „Mir dieser Wandel in der Öde schafft?“
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