Imperialismus in Frankreich

1.      Hauptvertreter und Akteure

Jules Ferry (1832-1893)

J. Ferry war zweimaliger Ministerpräsident von Frankreich (1880/81 und 1883-1885) und gehörte seit 1880 zu den entschiedensten Befürwortern der französischen Kolonialpolitik.

Paul Leroy-Beaulieu (1843-1916)

P. Leroy-Beaulieu war zur Zeit des Imperialismus Publizist. Er schrieb ein Buch mit mehreren Auflagen, in denen er den Nutzen der Kolonisation erklärte.

Gabriel Hanotaux (1853-1944)

G. Hanotaux war Historiker und Politiker (Außenminister von 1894 bis 1898). In einem öffentlichen Vortrag erklärte er 1901 den Sinn vom französischen Imperialismus.

Major Marchand

Marchand hisste 1898 mit 100 Mann Kolonialtruppen die Trikolore in Faschoda. Zehn Wochen später kamen die Briten und zwangen die Franzosen zum Rückzug.

2.      Charakteristische Eigentümlichkeit von Frankreich

·        Frankreich geht es nicht darum eine Reihe von Eroberungen zur Schau zustellen und auch nicht darum sich selbst zu bereichern

·        die Länder sollen zivilisiert werden

·        die französischen Sitten sollen dort eingeführt werden

Das Ganze soll friedlich ablaufen.

3.      Kosten-Nutzen-Rechnung

a)      Der Nutzen für Frankreich

  • die Kultur wird verbreitet
  • Auffangbecken für Bevölkerungsüberschüsse
  • Prestige
  • Absatzmärkte und billige Arbeiter für die Industrie

b)      Der Nutzen für die betroffenen Länder in Übersee

  • die Völker werden zivilisiert
  • die betroffenen Länder werden kulturell entwickelt
  • durch die Arbeit in der Industrie haben die dort lebenden Menschen Chance auf besseren Lebensstandard

4.      Die Selbstsicht der europäischen Staaten (Quellenauswertung)

Quellenauswertung zu Jules Ferry (1832-1893) – „Die Notwendigkeit kolonialer Expansion“

·        Kolonialpolitik ist notwendig, um in Europa, Orient und Mittelmeerraum politisch wirksam zu sein

·        Industrie muss sich vergrößern, damit sie nicht kaputt geht

      àbraucht immer mehr Absatzmärkte

·        Bezug auf die Kolonien in Amerika, die unter Ludwig XV. an England verloren worden sind, bes. auf den Handel: billig Rohstoffe von dort importieren und die Fertigprodukte dort wieder teuer verkaufen (àbringt Kapital ins Land).

Aus den oben aufgelisteten Gründen müssen die Kolonien unbedingt gehalten werden, würde man das nicht tun, würde die Konkurrenz (andere europäische Großmächte) an Frankreichs Stelle treten.

Quellenauswertung zu Paul Leroy-Beaulieu (1843-1916) – „Nutzen der Kolonien“

·        Auffangbecken für Bevölkerungsüberschuss

·        rentables Betätigungsfeld für überschüssige Kapitalien

      àArbeiter und Verbraucher bekommen Profit, Löhne und Annehmlichkeiten.

·        Durch das Verbreiten der Sprache, der Sitten und der Traditionen (der gesamten Kultur) bekommen die Menschen, die die Kolonien bewohnen, Vertrauen zu den Produkten des Mutterlandes und kaufen nur noch diese

Quellenauswertung zu Gabriel Hanotaux (1853-1944) – „So viele Frankreichs wie möglich schaffen.“

·        die Sprache, die Sitten, das französische Ideal muss verbreitet werden

·        Prestige

·        Vergrößerung des öffentlichen und privaten Reichtums

Es müssen „so viele neue Frankreichs wie möglich“ geschaffen werden. Sollte dieses nicht geschehen, werden andere Länder ihre Kultur verbreiten und den kapitalen Nutzen aus den Kolonien ziehen und Frankreich würde der machtpolitische Untergang drohen.

5.      Fakten

 1892          Bündnis zwischen Russland und Frankreich

1898          Faschoda-Krise, Major Marchand marschiert mit 100 Mann Kolonialtruppen zwei Jahre lang von Gabun nach Faschoda am Nil und wird da nach zehn Wochen von der englischen Regierung zum Rückzug gezwungen, da der britische General Kitchener inzwischen ebenfalls Faschoda erreicht hat. Dies wurde von Frankreich als schwere Demütigung empfunden. 

1904          „Entente cordiale“: friedlicher Zusammenschluss zwischen England und Frankreich, nachdem es beinahe zum Krieg gekommen wäre:

·             Frankreich erkennt britische Vorherrschaft über Ägypten an.

·             England überlässt Frankreich Marokko. 

1905/06     1. Marokko-Krise: Deutschland hat Interesse an Marokko. Kaiser Wilhelm II. reist demonstrativ nach Tanger. Die Spannungen zwischen Deutschland und Frankreich verschärfen sich. Auf Konferenz von Algeciras werden Frankreich alle Rechte in der Marokkofrage zugesprochen. Deutschland ist isoliert, nachdem es auf dieser Konferenz nur von Österreich unterstützt worden ist. 

1907          „Entente cordiale“ entwickelt sich wegen Ausgleich England – Russland zu Tripelente (Frankreich – England – Russland). 

1911          2. Marokko-Krise: Innere Unruhen in Marokko. Frankreich schickt Truppen in die Hauptstadt Fez. Aber auch Deutschland schickt ein Kanonenboot, weil es weiterhin auf Mitspracherecht pocht. Wird wieder friedlich gelöst: Frankreich bekommt Marokko und Deutschland bekommt einen kleinen Teil der französischen Kongokolonie. 

1912          Verbindung England – Frankreich wird noch einmal gestärkt.

·              Frankreich wird Schutz des Mittelmeeres überlassen.

·              England übernimmt Sicherung der französischen Kanalküste.

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