Gotik - Renaissance - Barock

Gotik (1150 – 1500)

- „gotisch“ (ital.) à „barbarisch-germanische“ Kunst (abfällig gemeint)

- Ende der Einflüsse antiker Überlieferungen à Neuschöpfung (frei von römischen Vorbildern)

- Charakterwandel des gesellschaftlichen Gefüges: Aufleben von Städten & Märkten (Handel)

- Geld anstatt Naturalientausch, feudale Grundherren verloren Einfluss, Kaufkraft wuchs

--> politisches und kulturelles Selbstbewusstsein

- Erstarktes/Aufstrebendes Bürgertum à machte sich auch in der Kunst bemerkbar

- Romanischer Stil: von Klöstern beeinflusst, Elemente kaiserlich-ritterlicher Grundhaltung

- Gotik: Bürger bestimmender Teil der Auftraggeberschaft & Ausführende

              (Handwerker/Architekten)

- religiöses Empfinden verband Kirche und Bürgertum immer noch

--> Sehnsucht nach dem Himmlischen (Mystik) + Versenkung in überirdische Geheimnisse
--> Sinn des irdischen Lebens: Vorbereitung auf das Jenseits

- gotische Kathedrale: Ausdruck inbrünstigen Gottsuchens

- Bauweise ließ Wandbildern keinen Raum mehr --> Altarmalerei konnte Fuß fassen

- Entwicklung des Flügelaltars --> Tafelbild als dominierende Gattung

- Malerei zunehmend unabhängig von Architektur: Maler konnte in der Werkstatt arbeiten

- Nach und nach: Erwerbstreiben beeinflusst vom Konkurrenzgedanken

--> religiöse oder mystische Inhalte der Bilder verloren stetig ihre alles überragende Geltung

- heilige Personen weiterhin meist vor Goldgrund, andere Lösungen nahmen zu

--> Versuche, den Hintergrund naturnah darzustellen (ebenso biblische Szenen)
zunächst kleine Fensterausschnitte im Bild, dann größere Hintergründe
--> Teil der Wirklichkeit sichtbar

- Goldgrund = Landschaft & „idealer Raum“ = „wirklicher Raum“

- Rahmen eines Tafelbildes vergleichbar mit Rahmen eines Fensters: Blick hinaus in die Welt

- Illusion als verstärktes Ziel des malerischen Könnens

--> durch Beobachtung verbesserte Wiedergabe menschlicher Figuren
(in Beziehung zueinander gesetzt & erkennbares Gemütsleben durch Mimik + Gestik)

- neu erfundene Ölfarben!

--> bessere plastische Modellierung der Körper (Licht & Schatten)
--> reine (ungemischte Farbe) = zarte Farbabstufungen
--> weiterentwickelte Maltechnik: Tempera-Untermalungen mit durchscheinenden Ölfarben weiterbearbeitet
--> frühes 15. Jh.: Ölmalerei zu komplizierter & vielschichtiger Lasurtechnik ausgebaut
(Giotto di Bondones als wichtiger Vertreter)

Spätgotik – Frührenaissance (1420 – 1500)

  • “Weicher Stil” (ca. 1400 – 1420)
  • Mittel der schiefen Ebenen
  • gemalte Architekturen: sog. Falsche/umgekehrte Perspektive
  • Dingdetails: Präzision/liebevolle Hingabe der Beobachtung (Pflanzen, Tiere, Möbel…)
  • Weicher & zarter Linienfluss (besonders in den Gewandfalten)
  • Antlitz der Frauengestalten: Lieblichkeit & Anmut
  • Lokalfarben in eine Gesamt-Farbtonart eingebunden
  • Liebe zum Naturdetail verbunden mit lyrischer Gestimmtheit & mystischer Frömmigkeit

(Konrad Witz – „Genfer See“) Ideallandschaft = wirklich existierende Landschaft/Realitätsnähe
--> spätgotische Werke des 15. Jh. nach diesem Stil stehen Renaissance-Malerei näher als Gotik des 13. & 14. Jahrhunderts

  • 1430 --> Entstehung der Portrait-Malerei
  • Wiedergabe der Stofflichkeit, Oberflächenbeschaffenheit

(Jan van Eyck) Verfeinerung durch Einführung der Ölmalerei mit verbesserter Lasur-Technik
konzipiert seine Landschaften & Innenräume mit Hilfe von Zentralperspektive & Farbperspektive

  • Vertiefung in diesseitige Welt und ihre Dinglichkeit à Realitätssinn geschärft
  • Religiöse Themen stärker profanisiert/alltäglich gemacht/entweiht
  • Ende der Diesseitsfeindlichkeit/-flucht des frühen & hohen Mittelalters

--> Sinnesfreude & Erotik (Darstellung mit erstaunlicher Natürlichkeit & Unbekümmertheit)

  • Gesamthabitus dennoch gotisch! (in Dtl. z.T. bis 1530)

--> Bildern fehlen typisch humanistische bzw. antike Züge der ital. Renaissance
--> geprägt von typischer Frömmigkeit & Gläubigkeit der Gotik
--> transzendent/übersinnlich bzw. mystisch trotz Detail-Naturalismus & gewisser Profanisierung
--> Gewänderdarstellung hat oft Vorrang vor der Darstellung des Körpers
(verschiedenartige, expressiv-dynamische formelhafte Eigengesetzlichkeiten)
--> Bezug zu Transzendenz, Tod, jenseitigem Leben (trotz Sinnesfreudigkeit & Sinnlichkeit)
--> transzendente Symbolik (z.T. keine direkten Symbole, verborgen hinter profanen Gegenständen)

  • Heiligenschein, Heiligen-Attribute, Goldhintergrund = Lilie, Buch, Kerze, Gewandfarbe
  • Absolut naturnahes Portrait (schwierige Interpretation des gotischen Charakters)

--> spürbarer Abstand zum Betrachter; fast ohne seelische Regung und physiognom. Bewegung
(Wiedergabe einer Idee des betreffenden Individuums)

  • Beginn der gotischen Tafelmalerei: theologische Ideenwelt vor sichtbarer Wirklichkeit

--> Aufgabe & Ziel: Veranschaulichung des Göttlichen & Transzendenten

  • Im Verlauf des 14. und 15. Jh.: zunehmender Sinn für die diesseitige Realität
  • genaue Entdeckung von Welt, Landschaft, Welt der Pflanzen, Tiere & Dinge
  • Erleben von Raum, Volumen, Plastizität, Stofflichkeit, Stellung der Körper im Raum
  • Sinn für eine neue Wirklichkeit, feineres Gefühl für Schönheit der Linienführung, Komposition und Farbklänge
  • Eindringen in Gestaltung der sichtbaren Wirklichkeit, dennoch eigentl. Aufgabe verpflichtet

--> spätgotischer Dualismus

  • stetig weiterentwickelter Realismus als Gegensatz zum religiösen Idealismus (Engel etc…)
  • kein Realismus, aber Detail-Naturalismus

 

Hochrenaissance (1500 – 1530)

- „Wiedergeburt“ (= Renaissance) der antiken Kunst

- Ziel: harmonischer Vereinigung der christlichen Glaubensüberlieferung mit einer neuen Wertschätzung des Menschen und der Welt

--> Polarisierung der Kunst (Polarität: spirituelle & profane Komponente)

- jenseitsbezogene Kunst & Verherrlichung des Menschen, des weltlich-autonomen Individuums

- Entwicklung: Verlust der Sakralwertigkeit durch zunehmende Säkularisierung

- Polarität: „Einbruch“ spätgotisch-„sakraler“ Rückstände (Residuen) in die an der Antike orientierte Betonung human-irdischer Daseinswerte

--> Frührenaissance ab ca. 1420 immer wieder von Gotizismen durchsetzt

- Hochrenaissance: Mensch als Maß aller Dinge; Integration des Menschen in irdische „Umwelt“

(Raffael, Michelangelo, Leonardo Da Vinci)

- Spätrenaissance ab ca. 1525 (geht fließend in Manierismus über)

--> rekurriert (greift zurück) auf formale „Irrationalismen“ als Ausdruck des „modernen“ Menschen
in seiner zwiespältigen Beziehung zwischen „neuer“ Daseinsauffassung & „traditioneller“
Glaubenswelt (Zwiespalt!)

- Zentralperspektive: Rationalität menschlichen „Sehens“ siegt über die Transzendenz des übermenschlichen Daseins
--> wichtige Vorraussetzung dieser Entwicklung durch Giotto im 14. Jh. (Autonomisierung des Bildes)

- Thematischer Unterschied zu vorausgegangen Epochen

--> Heraushebung des Menschlichen in seiner idealisiert übersteigerten Form
(Bildnis, Akt, Proportionslehre)

- Übersteigerung: Hang zur Monumentalmalerei (Wandmalerei oder Tafelbild)

- Tendenz zur Profanisierung der Kunst: Hinwendung zum spezialisierten Liebhaberbild

   (Bildnis, Landschaftsmalerei, Akt, Stillleben usw.)

- seit etwa 1500 Renaissance als gesamteuropäische Erscheinung

Herausragende Leistung: lieferte formal und ikonographisch (bilderkundlich; Darstellungsform) Grundlagen für die europäische Kunstentwicklung bis ins 19. Jh. à Einleitung der Neuzeit

Barock (Ende 16. Jh. – 1730)

- Vermeidung d. Idealisierung d. Renaissance & formalistischer Übertreibungen d. Manierismus
- Darstellung des Lebens als vielfältiger & wirklichkeitsnahere Erfassung
(Caravaggio: dramatische Begebenheiten & Modelle aus dem einfachen Volk)

- gesamteuropäisch, aber verschiedene Nationalstile (politisch-gesellschaftliche Verhältnisse)

- Allgemeines Bewusstsein: Bewusstsein der Vergänglichkeit der Dinge, der Wandelbarkeit des Daseins, der Scheinhaftigkeit der Welt

- Spiegelung der Daseinsauffassung des barocken Menschen durch…

--> Religiöse Visionen
--> leidenschaftliche, dramatische Handlungen
--> Theater und Verkleidungen
- Charakteristik: ausgeprägte Spannungsverhältnisse (geistig sowie künstlerisch)
- Vordergrund: greifbar nahe erscheinende Gegenstände (oft in übertriebener Verkürzung)
- Hintergrund: dämmrig, undeutlich
- strahlendes Licht (oft schlagartige Beleuchtungssituation) & undurchdringliches Dunkel
--> Hell-Dunkel-Kontrast bzw. Spiel mit Licht und Schatten
- auffallend groß & unüberschaubare Detailgestaltung
- Umrisse bedeutungslos à Formen erscheinen offener
- Renaissancemaler: möglichst genaue, fast wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Gegenstand
- Barockkünstler: Augenblick (augenblicklicher Sinneseindruck, den der Gegenstand vermittelt)
--> Momentaufnahme: kein Zustand, sondern ein Geschehnis
--> durch leidenschaftliche, kraftvolle Gebärdensprache
- Dingliche Welt tritt nahezu tastbar in Erscheinung
- Stofflichkeit: Glas, Seide, Pelzwerk zum verwechseln ähnlich dargestellt
- Fresko: lichte Farbgebung vermittelt Eindruck endloser Räumlichkeit
- Froschperspektive

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