Pieter Claesz - Stilllebenmalerei - Vanitas

Lebenslauf des Künstlers:

  • *1597/98 Berchem
  • +1661 Harlem
  • Lebte seit 1617, dem Zeitpunkt seiner Heirat, vermutlich ununterbrochen in Harlem
  • Einer der wichtigsten Stilllebenmaler des 17. Jh.
  • 1. Künstler, dem es gelang, alltägliche Gegenstände wie z.B. einen Römer, einen Zinnteller und einen Hering so abzubilden, dass sie eine bezaubernde Schönheit ausstrahlten

Vanitas-Stillleben sind gleichzusetzen mit den Worten Wertlosigkeit und Vergänglichkeit:
Der Sinn eines Vanitas-Stilllebens liegt darin, zu zeigen, dass alle Schätze dieser Welt keinen Wert haben, da sie vergänglich sind. Sie forderten dazu auf, sich nicht an das Diesseitige zu klammern, sondern mehr an das ewige Leben zu denken.

Im Folgenden beschriebenes Werk:
1625: Vanitas Stillleben (Stillleben mit Glaskugel)
         Öl auf Eichenholz
         35,9 x 59 cm

 

Bildbeschreibung:

  • dunkler Hintergrund
  • zahlreiche Gegenstände, angeordnet auf einem Holztisch (Kompositionselement, das von Claesz neu eingeführt wurde und eine größere Räumlichkeit erzeugen sollte)
  • Flämische Geige in der Mitte des Bildes durchzieht das Bild in einer Diagonalen und hebt sich auf Grund ihrer Größe von den übrigen Gegenständen ab (ein Gegenstand springt aus der Ordnung heraus = typisch für den Stil des Künstlers)
  • Sich schneidende Diagonalen sind ein weiteres Kennzeichen des Künstlers, wie hier z.B. im Fall der Geige und des Bogens
  • Hinter der Geige: Öllampe, die von ihr teilweise verdeckt wird
  • Unter der Geige: Stapel Bücher (dient dem Instrument als Auflage) à auffällig = geknickte Ecke des oberen blauen Werkes, mehrere helle Seiten werden sichtbar, setzen sich vom Dunkel des Bildes ab
  • Auf diesem Stapel liegt außerdem ein Schaft eines Weinglases auf, der mit Noppen besetzt ist, das Glas an sich ist vollkommen leer und liegt umgekippt dort
  • Links neben dem leeren Glas liegen eine Wallnuss mit geöffneter Schale und ein Teil dieser Schale
  • Hinter den Werken: Totenschädel, vom rechten Bildrand angeschnitten; die dunkle und im Schatten liegende Augenhöhle zeigt auf die linke Bildhälfte
  • Nämlich zu der Glaskugel in der linken Hälfte des Bildes, einem weiteren bedeutenden Gegenstand: erweitert durch ihre Spiegelung den Bildraum; Spiegelung zeigt das Atelier samt Maler, welcher einen breiten Hut und keine Malerkluft trägt und an seiner Staffelei sitzt, er hält Pinsel und Palette in den Händen. à zugleich Urheber und Gegenstand des Bildes
  • Außerdem ist ein helles Fenster erkennbar, welches den Raum erhellt
  • Im Vordergrund des Bildes, vor der Glaskugel, liegt auf der Tischplatte eine Taschenuhr mit geöffnetem Deckel, in welchem sich das Licht des Fensters spiegelt; dies geschieht ebenfalls im vorher angesprochenen Weinglas
  • Um die Uhr herum: Schreibutensilien à ein Lederetui, eine Schreibfeder, ein Tintengefäß und ein kleiner Schlüssel
  • Das Lederetui und der Schlüssel, der an einem Band hängt und wohl zur Taschenuhr gehört, ragen über die linke Tischkante hinaus
  • Durch die Form- und Farbgebung stehen die Gegenstände miteinander in Beziehung
  • Weil die Gegenstände außerdem einer einheitlichen Lichtwirkung unterliegen, verleiht dies dem Bild einen fast monochromen Charakter à Spezialität Claesz
  • Nur vereinzelt erscheinen bunte und helle Flächen

Deutung:

  • Natürlich handelt es sich immer um eine gezielte Auswahl und Kombination der Gegenstände, wobei ein Gegenstand natürlich auf unterschiedliche Weise gedeutet werden kann
  • Dieses Stillleben setzt sich mit der Aussage über die Vergänglichkeit allen irdischen Lebens auseinander
  • à wichtigstes Symbol: Totenkopf (detailgetreue Wiedergabe lässt darauf schließen)
  • auch die Uhr symbolisiert die Endlichkeit und Vorläufigkeit allen Lebens, stellt also mit anderen Worten das unaufhaltsame Verrinnen der Zeit dar
  • Wichtig ist, dass die Wiedergabe reflektierender Oberflächen (wie hier z.B. bei der Uhr) ein beliebtes Stilmittel war, um die Vorstellung zu vermitteln, dass das Bild ein getreuer Spiegel der Wirklichkeit sei
  • Die Kunst sollte jedoch im Gegensatz zum vergänglichen Leben überdauern und den Tod sozusagen besiegen
  • Die Glaskugel (samt verewigtem Künstler) bildet also das Gegengewicht zum Totenschädel
  • Die Integrierung des eigenen Porträts in die Spiegelung der Kugel, somit in das Stillleben, ist also im Sinne der Verewigung zu verstehen; der zerstörerischen Kraft der Zeit soll entgegengewirkt werden; ferner ist es außerdem als Signatur aufzufassen
  • Darüber hinaus wird das Stillleben durch die höher gestellte Gattung der Malerei aufgewertet, es hatte ja bekanntlich den niedrigsten Rang unter den Bildgattungen inne
  • Die Geige als zentraler Gegenstand weist ebenfalls auf Vergänglichkeit und Flüchtigkeit hin; die Musik, die sie hervorbringen kann, verklingt im nächsten Augenblick
  • Außerdem sah das damalige Weltbild eine vielfach gestufte Ordnung vor: das System der 5 Sinne à in diesem Zusammenhang spricht die Geige den Gehörsinn an und dieser wurde wiederum verstanden als Empfänger des göttlichen Wortes
  • die aufgebrochene Nuss steht als Symbol für die Passion: Schale und Kern verweisen auf die 2 Naturen Christi: die menschliche Natur, in dem Fall die Schale, die auch für das Kreuz steht, zerbrach, um die göttliche Natur, den Kern der Nuss, preiszugeben
  • Weitere Symbole der Vergänglichkeit: das umgefallene leere Glas, Schreibfeder und Tintenfass, die auf literarischen Ruhm hindeuten und die Bücher, die auf Gelehrsamkeit verweisen à nichts davon ist von Dauer ß
  • Bücher sind in den Vanitas Stillleben außerdem oft als nutzloser Zeitvertreib zu deuten, die den Künstler von der Entstehung guter Werken abhalten, zum Anderen können sie, bei rechtem Gebrauch, z.B. durch das Studium der Heiligen Schrift, jedoch den Tod überwinden durch das Erlangen des ewigen Lebens und von Müßiggang abhalten

Vergleich mit ähnlichen Werken

ca. 1630 Stillleben mit Totenkopf
Öl auf Eichenholz

1634 Vanitas-Stillleben mit Nautiluspokal  (und Bisamapfel an goldener Kette)
Öl auf Holz

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